Black Adam: Filmkritik zum DC-Streifen (2024)

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Von: Adam Arndt

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Black Adam: Filmkritik zum DC-Streifen (1)

Einige Jahre, bevor es den ersten DCEU-Film gab, wollte Dwayne Johnson schon einen Film zum Antihelden und Captain-Marvel-Nemesis Black Adam umsetzen. 2022 kommt besagter Streifen nun in die Kinos und ist der elfte Film in der DC-Reihe, die mit Man of Steel begonnen wurde. Wie schlägt sich Johnson als mächtiger Teth-Adam? Und welche Rolle spielt die Justice Society?

Spoilerwarnung - diese Meldung kann Hinweise auf die Fortführung der Handlung enthalten!

Es gibt Filmprojekte und Comic-Adaptionen, die brauchen eine Weile, bis sie zur Realität werden. „Watchmen“ hat eine lange und komplizierte Entwicklungsgeschichte hinter sich. Von dem Erscheinen der Maxiserie 1986 bis zur ersten Adaption von Zack Snyder vergingen 23 Jahre und mehrere Filmemacher pitchten ihre Ansätze. Die Serien Y - The Last Man und The Sandman (30 Jahre!) brauchten ebenfalls jeweils eine lange Zeit und teilweise diverse Ensembles. Und auch „Black Adam“ gehört zu den Filmen, von denen man seit Ewigkeiten Updates gelesen hatte, man in der Branche oder als geneigter Fan aber erst dann so richtig daran glaubt, wenn ein Kinostart bevorsteht. Auch der Film „The Flash“ hat sich schon längst einen Ruf erarbeitet, was natürlich etwas ironisch ist beim schnellsten Mann der Welt...

Bei „Black Adam“ wird seit Anfang der 2000er daran gewerkelt, während Hauptdarsteller Dwayne Johnson bereits seit etwa 2007 direkt damit in Verbindung steht. Doch sein voller Terminplan und mannigfaltige andere Gründe (auch die Pandemie natürlich) haben für Verzögerungen gesorgt. Im Oktober 2022 hat das Warten nun aber ein Ende, denn New Line Cinema und Warner Bros., die auch schon „Shazam!“ gemeinsam produziert haben, bringen das Quasi-„Spin-off“ nun tatsächlich ins Kino. Eigentlich hätte der Film also vor dem DC Extended Universe, das 2013 mit „Man of Steel“ von Zack Snyder begann, in die weltweiten Lichtspielhäuser kommen können, aber die Geschichte hat es anders gewollt... Daher ist er nun der elfte Film des DCEU-Labels und anhand einiger Charaktere, die hierbei auftauchen, herrscht kein Zweifel, dass man zu diesem Cinematic Universe gehört.

Worum geht es in Black Adam?

Vor fast 5000 Jahren wurde Teth-Adam (Dwayne Johnson; „Hobbs and Shaw“, Young Rock) von antiken Göttern mit unglaublichen Kräften beschenkt. Dann ereignete sich jedoch ein Vorfall, der ihn fast genauso lange einsperrte. Eben, bis die Entdeckerin Adrianna (Sarah Shahi in ihrer besten „Tomb Raider“-Hommage) aus seiner Heimat Kahndaq mit ihrer Crew nach einem Artefakt sucht, das die verbrecherischen Invasoren von Intergang womöglich vertreiben könnte, als sie bei einer lebensgefährlichen Eskalation das magische Wort „Shazam!“ spricht. Es befreit Adam, der keine Gefangenen und somit kurzen Prozess mit allen Angreifern macht. Doch ist seine Freiheit Segen oder Fluch für die Heimat, die sich in Tausenden von Jahren Alltag und Wandel für ihn verändert präsentiert. Ist er ein Champion, ein Held, ein Diktator oder Feind der Welt?

Die Spur der Leichen und der Verwüstung ruft Amanda Waller (Viola Davis) von A.R.G.U.S. und gleichzeitig Leiterin der Task Force X auf den Plan, die die Justice Society unter dem Vorsitz vom stolzen und ehrenhaften Hawkman (Aldis Hodge; City on a Hill, Leverage) sowie des Magiers Dr. Fate (Pierce Brosnan; „James Bond“, Remington Steele, The Son) beauftragt Black Adam, Einhalt zu gebieten. Sie bringen die beiden Nachwuchshelden Cyclone (Quintessa Swindell, Trinkets) und Atom Smasher (Noah Centineo; The Fosters, „To All the Boys I've Loved Before“) als Unterstützung mit. Sie kann dem Wind gebieten und ist auch sonst sehr schlau, er ist der Neffe eines JSA-Lers, der die Fähigkeiten zum Wachsen und Atomsmashen geerbt hat, aber nicht gerade der erfahrenste oder cleverste.

In klassischer Superheldenmanier gibt es zunächst etwas Gekloppe, bis man vielleicht merkt, dass da draußen noch eine weitaus größere Bedrohung wartet und die Mythen rund um Teth-Adam, die man sich so erzählt, nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen...

Regie führte Jaume Collet-Serra, der The Rock auch schon in „Jungle Cruise“ von Disney in Szene gesetzt hatte.

Figur mit langer Geschichte

Wie auch Kollege „Shazam!“ gehört Black Adam zu den ältesten Superheldensemestern. Zwar nicht ganz so alt wie Superman, Batman, Wonder Woman oder Captain America, die Ende der 1930er und Anfang der 1940er debütierten, aber immerhin seit dem Jahr 1945 existiert diese Figur schon, die lange Zeit ein Widersacher von Shazam und der Shazamily (einst Captain Marvel und die Marvel-Family) war bei einem Konkurrenten von DC Comics, nämlich Fawcett Comics, die später dann absorbiert wurden.

In den letzten 25 Jahren hat man Adam bei DC gerne mal als Antihelden oder sogar als richtigen Helden in den Reihen der Justice Society oder Justice League of America eingesetzt. Dabei ist er ähnlich mächtig, wenn nicht sogar mächtiger als Superman. Mächtiger wahrscheinlich deswegen, weil man ihn häufig ohne Skrupel sieht: Er mordet also, wenn es ihm passt, und nur wenige Wesen im DC-Universum können ihm ohnehin die Stirn bieten. Der Film führt das sogenannte Eternium als eine Art Schwäche auf und die Krone von Sabbac, die daraus besteht, ist besagtes Artefakt, das die „Tomb Raider“-Crew als Hoffnung für die Heimat sieht. Sie sollte bestenfalls nicht in falsche Hände geraten. Aber, Ihr wisst schon: Drama...

Das kommt mit irgendwie bekannt vor...

Black Adam“ erhält in der internationalen Kritik bereits vor den offiziellen Starts einige Schelte und manch einer scheint nicht so begeistert vom neuen Werk von The Rock zu sein. Der Film fügt sich in vielen Facetten der Machart des bisherigen DCEU ein: Es gibt viel Slow-Motions in den Actionszenen, die Ästhetik erinnert an „300“ oder Zack Snyder's Justice League und beginnt mit einem etwas langatmigen Rückblick (wie auch schon bei „Wonder Woman“), ehe dann endlich Black Adam befreit wird und der Film dynamischer und unterhaltsamer wird.

Einige Kampfszenen sind klar von „Man of Steel“ und erneut „300“ inspiriert und wenn der Film kein PG-13-Rating hätte, dann müsste hier dick und fett „R“ oder „FSK 16“ oder „FSK 18“ draufstehen...

Auch andere Ähnlichkeiten liegen am späten Release des Films im Vergleich zu anderen beliebten Superhelden-Adaptionen und wurden anders schon so oder ähnlich umgesetzt.

Das JSA-Hauptquartier hat „X-Men“-Vibes und Kahndaq und manches rund um Hawkman, etwa sein Prunk und Stolz, erinnert durchaus an „Wakanda“ und den „Black Panther“ oder sagen wir besser: könnte daran erinnern. Denn natürlich ist es auch in den Comicvorlagen so, dass gewisse Konzepte sich ähneln, gegenseitig inspirieren und tatsächlich auch einfach mal kopiert werden. Atom Smashers Maske ist nämlich ein Color Swap von „Deadpool“, aber so sieht die Figur in den Comics tatsächlich auch aus. Dr. Fate ist in einer Post-„Doctor Strange“-Welt natürlich Bummelletzter, aber Brosnan bringt genug Charme, Humor und Gravitas mit, so dass die Figur, wenn man sich denn darauf einlässt, durchaus unterhalten und gefallen kann.

Cyclones Fähigkeiten und ihre Visualisierung als bunte Slow-Motion-Wolke ist hingegen ein schöner optischer Einfall, der aber im Slow-Motion-Overkill vielleicht manchmal überstrapaziert wird. Das kann man alles kritisch sehen und ebenso als nervig empfinden und wenn man es so aufzählt, wird man diesen Eindruck auch nicht los. Aber dennoch hatte ich keine großen Erwartungen an den Film und wohl auch daher durchaus oft meinen Spaß, was natürlich auch an dem guten Ensemble liegt und ebenso an der Tatsache, dass Johnson als Produzent sicherlich viel Wert auf eine bestimmte Darstellung dieser Figur gelegt hat, ähnlich wie es Ryan Reynolds bei „Deadpool“ tut.

Eines dieser Johnson-Elemente dürfte die Alpha-Männchen-Rivalität zwischen Black Adam und Hawkman sein, die einem aus „Fast and the Furious“ (mit Vin Diesel) oder „Hobbs and Shaw“ (mit Jason Statham) oder auch der „Jumanji“-Fortsetzung (hier als Comedy-Variante die Dynamik mit Kevin Hart) ebenfalls merkwürdig bekannt vorkommen dürfte...

Der Gipfel der Deja-vus ist dann eine Slow-Motion-Kraftdemonstrationsszene der Titelfigur, die den gleichen Song (!) wie die „X-Men“-Filme beim Einsatz von Quicksilver (Evan Peters) gewählt hat. Allerdings kann ich das Meiste davon hinnehmen, denn obwohl der Film gewiss nicht das Superheldengenre umkrempelt oder revolutioniert oder gar, wie im Vorfeld vollmundig behauptet, „das Kräfteverhältnis“ neu definiert, kann man ihm eine gewisse Kurzweiligkeit nicht absprechen. Oder anders formuliert: Mein jugendliches Ich mit 14 bis 16 Jahren hätte ihn ziemlich geil gefunden. Und wie „Venom“ schon einst demonstriert hat, können mediokre, etwas stumpfe, aber doch ganz spaßige Superheldenfilme auch überraschend am Box Office absahnen. Das traue ich diesem Film und der Starpower von Johnson durchaus ebenfalls zu.

Sag' das Zauberwort und du hast die Macht...

Beim Anschauen des Films hatte ich den Eindruck, dass Johnson, sein Cast und seine Crew viel mehr wollten, als sie transportieren konnten. Es wird der Versuch unternommen, eine Art komplexe und tragische Charakterstudie mit Blockbusterkino zu vermischen, indem man die Backstory gleich drei unterschiedliche Male neu erzählt und umdeutet. Ich glaube aber, dass diese origin story eher zu den Parts gehört, die dem Normalzuschauer völlig egal sind und auch manchmal etwas mühsam daherkommen... Man benutzt Verjüngungseffekte, Bodydoubles oder Deepfaketechnik, um Johnson auch mal schmächtiger zu zeigen, was alleine schon ein witziges Unterfangen ist. Und man setzt bei der Besetzung eines Darstellers dann sogar auf einen Kollegen aus Young Rock, der einen jungen Rock spielte.

Die Effekte an sich sind oftmals okay bis solide, aber nichts Weltbewegendes. Ein paar Ausrutscher und unfreiwillig komische „Derp-Faces“ (auch bei Black Adam) gibt es in den Super-Slow-Motions, die mich dann zum Lachen brachten. Das Figurendesign von Sabbac gefällt mir auch nicht sonderlich, besonders sein Gesicht lässt zu wünschen übrig... Das, was Dr. Fate, Atom Smasher oder Hawkman und Cyclone machen, ist aber durchaus nett anzusehen, wenn auch sich manchmal etwas wiederholend, weil man Prügeleien und Schießereien wahrscheinlich nur begrenzt abwechslungsreich gestalten kann. Die Gegner gehören der Marke an, welche lieber ganze Magazine ohne Wirkung verschießt, als einzusehen, dass die Gegenwehr keinen Nutzen hat.

Ein weiterer Aspekt, der im DCEU bisher sehr vernachlässigt wurde, hier aber fast verschenkt ist, ist der Konflikt zwischen Hawkman und Black Adam, was Philosophien als Superwesen angeht. Denn nicht einmal Superman (Henry Cavill) oder Batman (Ben Affleck), die in den Comics die klassischen Verfechter von nicht-tödlicher Gewalt sind, waren in der von Zack Snyder maßgeblich inspirierten Welt so darauf erpicht wie Carter Hall, jemandem diese Meinung aufzudrücken. Persönlich stehe ich voll und ganz dahinter, aber irgendwie wirkt das so, als würde man versuchen, dem Punisher zu verbieten, jemanden zu erschießen, was ja sogar bei Daredevil von Netflix (und auch einigen Comics) passiert ist. Also: Idee an sich gut, aber zielführende Umsetzung geht so eher nicht.

Auch wenn man sich natürlich denken kann, dass Black Adam als Titelheld eines Blockbusters nicht nur ein Massenmörder bleibt. Das ist vor allem dem Einfluss von Adrianna, ihrem Bruder, dem comic-relief-Charakter Karim (Mohammed Amer, Mo) und Adriannas smartem und mutigem Skater-Sohn Amon (Bodhi Sabongui, A Million Little Things) zu verdanken. Letzterer soll unsere Identifikationsfigur sein und inspiriert auch die Bewohner des Ortes immer wieder und kitzelt die menschliche Seite aus Teth-Adam heraus, der anfangs auch ein bisschen an Arnies guten Terminator T-800 aus „Terminator 2“ erinnert oder Drax (Dave Bautista) aus „Guardians of the Galaxy“...

Man wird, wie vielleicht beim Lesen dieser Zeilen deutlich wird, nie so ganz gewisse DCEU-Elemente los, die für manchen sicherlich abgedroschen wirken. Der rötliche Himmel feiert ein Comeback oder diverse Strahlen, die (kurz) in den Himmel ragen, und das wilde Gekloppe ist für manche Zuschauer sicherlich etwas ermüdend und natürlich endet der Film auch nicht an einer Stelle, die manche vielleicht als Sequel-Bait deuten, sondern beendet dort erst den zweiten Akt. Wie schon erwähnt, gibt es auch einige easter eggs, Namedrops und sogar Sticheleien in Richtung Superman, Batman, Aquaman, The Flash oder „Wonder Woman“ und auch Gesichter, die für die Task Force X arbeiten, tauchen auf.

Interessanterweise wurde uns in der Pressevorführung, anders als eigentlich angekündigt, die deutsche Version präsentiert. Obwohl ich inzwischen in 95 Prozent der Fällen die englische Originalfassung bei Superheldenfilme zu sehen bekomme, war die Synchronisation nach kurzer Gewöhnungsphase dann doch gelungen. Brosnan und Johnson haben ihre gewohnten Stimmen, wobei es immer schade ist, wenn man The Rock nicht im Original hört. Leichte Abzüge gibt es von mir auch für die Schurkenstimmen, die dann leider häufig doch sehr generisch klingen, aber insgesamt ist Sabbac auch kein Schurke, der lange in Erinnerung bleiben wird. Das hat er mit Ares aus „Wonder Woman“ gemeinsam, auch wenn es sogar ein paar nette Schattenshots gibt, in dem das Teufelsmal auf seinem Torso ein schönes Bild abgibt.

Fazit

Ich habe einige Kritikpunkte am Film herausgearbeitet, die man wohl bemängeln könnte, aber verzeihe vieles davon einfach, weil der Streifen wahrscheinlich nie den Anspruch hatte, irgendwelche Innovationen zu liefern, auch wenn das Marketingsprech und die Hypemaschine Dwayne Johnson natürlich auf Hochtouren liefen und er weltweit die Werbetrommel mit viel Passion und Eifer gerührt hat. Im Endeffekt ist „Black Adam“ in meinem Augen ein solider, aber keinesfalls herausragend guter Actionklopper mit einem spiellustigen Hauptdarsteller und einem sympathischen Ensemble.

Die Justice Society, obwohl viel kleiner als im Fernsehen (zum Beispiel bei Stargirl, in Legends of Tomorrow oder bei Smallville), hat ein schönes Kino-Debüt mit ihrem kleinen Team gefeiert und ich mag es lieber, dass man etwas versucht und dabei scheitert, wie bei der Debatte über die Methoden oder der Balance zwischen Held, Antiheld oder Schurke, als es gar nicht erst zu versuchen. Darum mit viel Wohlwollen dreieinhalb Zauberformeln von fünf von mir.

Spoiler: Post-Credit-Szene

Wichtig ist, dass noch eine Post-Credits-Szene relativ kurz nach den ersten Namen im Abspann folgt und man vielleicht nicht sofort aus dem Kinositz flüchten sollte...

Lesen ab hier auf eigene Spoiler-Gefahr! Eigentlich möchte ich sie hier gar nicht verraten, auch wenn es schon Leaks lange vor dem Kinostart gibt... Aber ich umschreibe es mal zumindest so: Man merkt, dass die neue Warner-Riege und vor allem Dwayne Johnson darauf gehört haben, was und wen die DC-Fans gerne (wieder-)sehen wollen, so dass in zukünftigen Filmen - mit wem auch immer im Titel - eine spannende Prämisse oder ein Comeback möglich wären. Und man würde es als Fan der Comics besagter Figur auch sehr wünschen...

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